One summer

 

In diesem Sommer durfte ich mich auf eine Menge freuen.

 

Zunächst war Mitte April endlich, nach 17 Monaten der Umbau meiner Wohnung abgeschlossen,

dann folgte kurz darauf mein  34. Geburtstag und im Mai durfte ich zusammen mit Annette und

ihrem Kind noch unsere damalige Lehrerin Schwester Aquinata im Kloster Heilig Kreuz besuchen,

bevor ich für fünf Wochen an einer Intensivreha in Lindlar teilnehmen durfte.

Ich möchte erneut ein Wort des Dankes an meine Care-Managerin richten, die im Vorfeld

zusammen mit meiner Mutter Alles für mich in Lindlar gemanaget hat.

Heute ist Mittwoch, der 9. Mai und ich bin gerade mit meinen Eltern und meinem Assistent 

in Lindlar angekommen.

Hier darf ich für fünf Wochen an einer Intensivreha, d.h. täglich 2x Einzellogopädie,

1x Logopädie in der Gruppe, 2x Physio- und zweimal Ergotherapie freuen,

denn wir haben von allen Seiten, sowohl Patienten-, als auch Therapeutenseite, nur Gutes gehört.

Nach einer sechsstündigen Fahrt von Regensburg nach Lindlar, in der Nähe von Köln,

vom Sonnenschein in den Regen, war ich von dem Bild, das mir dieses Rehazentrum bot,

überrascht.        Hier die Seite

Ich erwartete von einer, der besten Rehas in Deutschland ein riesiges Krankenhaus,

aber dort waren völlig unscheinbare und gemütliche Häuschen. Auch mein Apartment

mit schönem Bad, schönem Wohnzimmer mit TV, Radio und PC und einem eigenen Schlafzimmer

ist wirklich traumhaft. Dann durften wir schon zur Begrüßung, bei der ich feststellen musste,

dass sich die meisten Patienten schon von einer früheren Reha hier in Lindlar kennen.

Die Begrüßung von Dr. Middeldorf, den ich schon von einem halbstündigen Telefonat her kannte,

bei dem ich selbst mit ihm sprechen durfte, ist nett und ich kann seine Ansichten gut verstehen.

Er meinte, dass man dauerhafte und gute Resultate nur mit der nötigen Intensität und

einem starken Willen erzielen kann. Er erzählte auch von einer Studie mit 30 Patienten,

in der sie das Ganze untersuchen wollen und auch meine Mutter stimmte ihm aus ihrer Schul-

erfahrung zu, indem sie damals zwar etwas sehr Verpöntes machte, aber mit gutem Resultat.

Und zwar lies sie die Kinder, die starke Probleme in der Wortfindung und Artikulation hatten,

Sätze auswendig lernen und beobachtete, dass sich die Kinder auch auf längere Sicht,

sicherer und mit größerem Wortschatz ausdrücken konnten.

Zudem erklärte er uns, dass wir den Therapeuten konkrete realisierbare Ziele nennen sollten,

an denen sie mit uns arbeiten.

Ich weiß ja zum Glück meine größten Defizite, an denen ich gerne arbeiten möchte und

für die ich von meinen Therapeuten zu Hause auch einen kurzen Bericht mitbekam.

Ich erwarte auch keine unerfüllbaren Dinge, nur halt im Stand ein bisschen mehr Sicherheit,

wenn ich mit meinen Händen und Armen etwas mache, dann noch meine rechte Rumpfseite

ein bisschen zu stärken, weil ich immer an einen Satz von Udo denken muss.

Er wäre sich in folgender Aussage fast sicher: Wenn meine rechte, schwächere Seite,

insbesondere der Rumpf stärker wäre, dann wisse er nicht, was noch dagegen sprechen würde,

dass ich alleine laufen könne. Da ich ja weiß,

wie selten Therapeuten zu so etwas Aussagen abgeben,

freut es mich sehr und ich möchte auch verstärkt daran arbeiten.

In Logopädie weiß ich auch, dass mein größtes Defizit meine Luft, sowohl die Einatem-,

als auch die Ausatemdauer ist,

denn wenn ich mich bemühe, bin ich verständlich, bis ich müde werde.

Auch in der Ergotherapie habe ich konkrete Vorstellungen, um noch mehr selbständig zu sein

und zwar möchte ich die Zahnbürste selber nehmen, selbst Zahnpasta drauftun können und

auch selbst den Rasierer nehmen und ablegen können und falls ich diese Ziele erreicht habe

oder zumindest Ideen, an denen ich arbeiten kann, möchte ich noch,

dass mir die Therapeutin zeigt,  wie ich selbst meine Kleidung an- und ausziehen kann.

Ich freue mich schon auf die Therapeuten, die mich morgen erwarten.

Heute begann mein Tag wieder im Speisesaal, aber sie boten uns an, dass wir künftig das Essen

auch in der Logoklause zu uns nehmen können und

somit mit meinen Eltern zusammen essen können. Aber mal abgesehen von dem Essen

wegen dem ich ja nicht hier bin,

begann mein Tag mit einer Doppelstunde Logopädie bei einer Linguistin und im Anschluß und

vor dem Mittagessen durfte ich noch meinen Physiotherapeuten kennenlernen und er machte,

nachdem er mich nach meinen Zielen fragte, schon einige Steh- und Gehversuche mit mir und

ich habe große Zuversicht, dass ich viel aus Lindlar mit nach Hause nehmen kann.

Aber jetzt ist erst Mittag und nach meinen Therapien wollen meine Eltern mit mir

ein bisschen in die Stadt gehen, bevor wir später eine freiwillige Gruppentherapie besuchen.

Wir waren also in der Gruppentherapie, die meine Logopädin/Linguistin leitete und wir spielten

zusammen, nachdem wir einige hilfreiche Fragen aufschrieben, das Spiel “Wer bin ich?”

und es lief sehr gut, doch ich bemerkte, warum dass hier Logopädiezentrum Lindlar heisst.

Ich bemerkte nämlich, wie fit ich bin und wie gut mir das Sprechen wieder beigebracht wurde.

Leider ist das hier in Lindlar kein direktes Physiozentrum und Physio-, Ergotherapie wird

mehr als Ergänzung zur Logopädie angesehen, d.h. bei mir scheint

das Problem mein schiefer Hals zu sein und deshalb üben Alle kräftigst mit meinen Hals.

Das hat zwar den Vorteil, dass alle an einem Strick ziehen, aber eben nur an einem.

Udo hat mich gebeten, dass ich in der Physiotherapie darauf achte, dass ich,

wenn ich schon nicht gehe,zumindest möglichst viel stehe, weil das sonst für meine Gelenke,

wenn sie fünf Wochen nicht belastet werden, mehr als ungünstig wäre und

wir im schlimmsten Fall von vorne beginnen müssen, gerade wo ich schon so weit bin.

Als mein Vater dem Physiotherapeuten vorführt, wie leicht man mich schon führen kann

und ihn um Tipps bittet, was er noch verbessern kann, oder auf was er besonders achten solle,

meint dieser nur, dass sei schon gut so und wir könnten auch gerne zu Hause weitermachen.

Zumindest konnte ich vereinbaren, dass wir auch meinen Stand ein bisschen verbessern.

Aber ich kenne diese Einstellung vieler Physiotherapeuten schon von Doris,

meiner Physiotherapeutin im BKH. Sie hatte ihre eigene Mutter in einer Rehaklinik.

Auf das Gespräch, ob sie mit ihrer Mutter auch ein bisschen am Gehen arbeiten könnten,

statt immer nur auf der “Bobathbank” im Liegen? Kam nur die Antwort,

dass er Bobath für angebrachter halte. Auf die Aussage von Doris, dass man Bobath auch

im Stand machen könne, wußte er jedoch auch plötzlich nichts mehr.

Denn anders, als im BKH, oder auf den Rehas, auf denen ich bisher war,

wo ich mit Abstand immer einer der Betroffensten war, zählte ich hier mal zu den Fittesten.

Natürlich ist nicht zu vergessen, dass hier sehr viel betroffenere Patienten sind, als ich,

teilweise Patienten im Wachkoma. Aber hier ist sehr auffällig,

dass die meisten Patienten mit ihrem Vater, ihrer Mutter oder ihrem Ehepartner hier sind

und auch sehr viel Hilfe von ihren Liebsten bekommen.

Aber auch das abendliche freiwillige Gruppenangebot, an dem ich gerne teilnehme,

ist interessant und sehr durchdacht. Doch das ist nicht alles, was man hier geboten bekommt.

Man bekommt wöchentlich einen Freizeitplan, an dem man freiwillig teilnehmen kann,

bspw. Ausflüge mit anschließendem Tapasbar-Besuch, oder Ausflüge ins nahegelegene Köln,… .

Am Abend, nach der Gruppensitzung darf ich zusammen mit meinen Eltern

noch eine Serie im Fernsehen ansehen, bevor ich mich schlafen lege.

Weil nach dem intensiven, abwechslungsreichen, aber gewünschtem Therapieangebot hier,

ist man geradezu dankbar für Erholung im Schlaf von einem anstrengendem,

aber schönen Programm.

Also es ist Freitag, ich habe wieder ein schönes Therapieangebot, erfahre auch,

dass die Physioabteilung nicht direkt zum Logopädiezentrum Lindlar gehört und

dass mir der Leiter zwar für 1x Physiotherapie am Tag zusagen kann,

aber nicht immer für 2x täglich garantieren kann. Am Abend darf ich mit meinem Vater noch

ein bisschen meine letzte Mannschaftspartie im Schach analysieren,

die ich gegen einen sehr viel Stärkeren gewann und die mehr als kompliziert war, aber schön.

Inzwischen ist Samstag und somit Wochenende, an dem zwar kein Therapieangebot stattfindet,

dafür aber eine Menge Freizeitprogrammpunkte, wovon einer ein Ausflug

mit späterem Tapasbarbesuch ist, an dem wir auch teilnehmen wollen.

So und nun verabschiede ich mich fürs Wochenende,

an dem wir einiges vorhaben, u.a. Muttertag feiern,

zu dem uns meine Mutter zum Essen eingeladen hat.

Es ist wieder Montag, Beginn einer neuen Woche und damit der Start

einer neuen intensiven Trainingswoche mit den Therapeuten, auf die ich mich schon freue.

Zudem habe ich diese Woche täglich zweimal Ergotherapie, da ich so viele Wünsche hatte,

was ich alles lernen möchte und sich die Therapeutin intensivst um meinen Kopf kümmern wollen.

Denn bei der wöchentlichen Besprechung aller Therapeuten sahen sie meinen schiefen Hals,

als Hauptursache für mein schlechtes Sprechen und auch für hinderlich beim Laufen.

Aber das heisst keines Wegs, dass sich Physio-, Ergotherapeuten und Logopäden in der Therapie

nur noch um meinen Kopf kümmern, vielmehr bauen sie ihn zusätzlich in die Übungen mit ein.

Ich darf mich diese Woche zudem auf meine erste Gemeinschaftstherapie mit

einem anderen Patienten freuen, auf das wöchentliche 45 minütige Gespräch mit

meiner hauptverantwortlichen Logopädin und ich bin auch sehr begeistert,

nachdem mir meine Logopädin kurzer Hand, weil sie und ich gerade Zeit haben,

eine zusätzliche Logopädiestunde anbietet.

Beim Gespräch, dass ich für sehr sinnvoll halte, konnte ich einige meiner kleinen Unstimmigkeiten

klären und zudem wird sie mich ab nächste Woche in eine

oder zwei abendliche Patientensitzungen einplanen.

Und noch etwas sehr, sehr schönes war, dass die Logopädin/Linguistin vermutlich entdeckte

was bei mir Grund für meine verlangsamte Sprechweise und damit auch für

mein ständiges Zwischenatmen ist. Zumindest bekam ich einen neuen Ansatz,

was und wie ich ein bisschen trainieren kann, dies mache ich auch gerne.

Eine Sache, die mir sehr gut gefällt ist, dass grundsätzlich alle Therapeuten mir und

den anderen Patienten komplette 45 Minuten Therapie einräumen,

denn Ich habe bspw. 3x täglich Logopädie und wenn man da immer 5 Minuten zu spät kommt und

drei Minuten früher aufhört, wie es in einigen Praxen ganz normal ist und man zudem,

anstatt 45 Minuten nur 40 Minuten Therapie bekäme,

dann wären das ca. alle zwei Tage eine ganze Therapiestunde, aber ich hatte bisher mit dem BKH

und mit den Rehas großes Glück und durfte dort immer erfahren, dass Pünktlichkeit Routine war.

Aber jetzt ist erstmal Wochenende, an dem ich ein wenig entspanne und mich für

die nächste Woche erhole.

Erst heute komme ich wieder dazu ein bisschen zu schreiben, aber ich sehe das sehr positiv. 

Ich habe hier wirklich, seit der Zeit wo ich jetzt hier bin, ein sehr straffes und auch

überaus gutes Therapieprogramm bei dem ich mich wirklich nicht beklagen kann und

zudem sprechen sich die Therapeuten, also meine Logopäden, Physiotherapeuten und

Ergotherapeuten optimal ab, um alle am gleichen Strick zu ziehen. Doch auch außerhalb

des Therapieprogramms ist hier sehr viel geboten.

Mein Assistent war heute Abend zum Grillen eingeladen, während ich mit den anderen Patienten

in der Logoklause saß, etwas trank und mich gut unterhielt.

Mein Assistent und ich waren heute Nachmittag, nachdem ich am Vormittag noch eine Gruppen-

therapie hatte und das alles an einem Feiertag mit den anderen Patienten in einer Eisdiele

um ein Eis zu genießen.

Man bekommt hier hautnah das Motto von Holicare, dass die zu behandenlden Menschen

auch Urlaub benötigen und dass die zu behandelnden Menschen, also wir,

auch deren Gäste sind, zu spüren.

Mein normaler wöchentlicher Therapieplan:

Montag:

Logo, Physio, Logo in der Gruppe, Physio, Logo, Gruppentherapie.

Dienstag:

Ergo, Logo, Physio, Logo in der Gruppe, Logo, Konversation, Weltwissengruppe,

Gruppentherapie,…

Auch freue ich mich schon auf meinen nächsten Aufenthalt hier,

in dem ich an einem sog. Kompetenztraining teilnehmen darf, in dem ich Dinge,

wie Bankgänge, Wäsche waschen, kochen,… beigebracht bekomme, oder wieder erlerne,

damit ich so viel wie möglich selbständig kann und vielleicht irgendwann in Zukunft

immer unabhängiger von einer Assistenz werde.

Aber da ich gerade von meinem Assistent spreche, der ja aus Polen kommt,

möchte ich noch kurz erzählen, dass heute die Europameisterschaft im Fußball beginnt,

die ja in Polen und der Ukraine ausgetragen wird und wir wollen uns heute Abend zunächst

die Eröffnungsfeier und das Eröffnungsspiel Polen – Griechenland anschauen.

Als ich Mitte Juni wieder nach Hause kam, durfte ich mich neben einem Klassentreffen

unserer Klasse von 1986-88 auch noch über die beiden PETÖ-Therapeutinnen freuen,

die mit mir zu Hause zwei Wochen sehr engagiert trainierten und nachdem die Arbeit getan war,

durfte ich mich noch für zwei Wochen auf dem Kreuzfahrtschiff Aida erholen.

 

 

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